Nach Taiwan reisen- Tipps rund um dein Reiseziel Taiwan. Wie reise ich über die Insel, was kann ich dort erleben, was erwartet mich in der Hauptstadt Taipei und was verpasse ich, wenn ich Taiwan, auch Isla Formosa genannt, nicht gesehen habe.

Taiwan erschnüffeln auf 4 Pfoten

Labrador genießt einen Frühlingstag am Meer

Zuerst fühlte es sich wie ein Abenteuer an, dann zog ein Hund bei uns ein und damit die Realität! Es folgte eine Mischung aus Chaos und Routine – und nun nach weiteren drei Monaten erfüllt uns die Familienerweiterung auf vier Pfoten mit tiefster Zufriedenheit.
Die emotionale Achterbahnfahrt einer Hundeadoption in Taiwan und was wir hier im Alltag mit unserer Fellnase erleben, das Alles erzähle ich dir in diesem neuen Kapitel “Taiwan erschnüffeln auf vier Pfoten”.

Ich denke, meinen Kindheitstraum teile ich mit vielen Mädchen und Jungen. Ich wollte unbedingt einen Hund haben. Diesen Weihnachtswunsch entgegneten meine Eltern mit energischem Kopfschütteln. Aus heutiger Sicht verständlich, beide waren berufstätig und wir wohnten mitten in der Stadt in einer 3-Zimmerwohnung. Stattdessen schenkten Sie mir einen Wellensittich und einen riesigen braunen Plüschhund, der dann für Jahre unter meinem Schreibtisch lag. Heute kann ich Ihre Haltung verstehen; damals verfestigte sich nur der Wunsch, irgendwann einen eigenen Hund zu haben.

Erfüllen konnte ich mir meinen Lebenstraum hier in Taiwan. Durch die einzigartige Chance, einen pensionierten Zollhund adoptieren zu können und dem festen Willen, diese nach der Nachricht über die schwere Erkrankung eines gleichaltrigen Freundes, zu realisieren.

Das Adoptionsverfahren

Als absolute Hundeanfänger wollten mein Mann und ich lieber einen älteren, aber gerne auch großen Hund haben. Ein Zeitungsartikel über die erfolgreiche Arbeit der taiwanischen Zollhunde und die Aufzucht und Ausbildung der Labradore machte uns neugierig. Nach weiteren Recherchen wussten wir von der Suche des Zolls nach Pflegefamilien für die Welpen. Aber auch, dass ältere Hunde adoptiert werden können, wenn sie das Ende ihrer aktiven Dienstzeit erreicht haben und nicht bei ihren Hundeführern oder der früheren Pflegefamilie leben können. Voller Hoffnung schrieben wir unsere Bewerbung an den Zoll. Und hatten Glück!


Einige Wochen später erhielten wir einen Besuch von den Verantwortlichen der Aufzuchtstation, wo auch die Pensionäre betreut werden. Sie schauten sich unsere Wohnung und das Umfeld an und nach einem ausführlichen Gespräch mit uns, durften wir kurze Zeit später das Zuchtzentrum besuchen und unser potenzielles neues Familienmitglied kennenlernen. Es war Liebe auf den ersten Blick!

Für mich ist alles noch so neu....

Bond (wie James Bond), der Pfundskerl aus dem B-Wurf.

Ab jetzt mit Hund

Die ersten Tage und Wochen waren spannend. Hier trafen zwei Hundeanfänger auf einen charakterstarken Hund, der sich an sein neues Revier gewöhnen sollte. Und wir uns an seine Bedürfnisse. So brachte uns Bond schnell bei, dass er nicht unbedingt mitten in der Nacht durch den Park laufen muss, sondern reguläre Geschäftszeiten hat.
In der Wohnung kam ihm und uns zugute, dass er die gängigen Haushaltsgeräusche aus seiner Zeit als Junghund kannte. Doch auch wenn er nicht den Staubsauger für einen unangenehmen Eindringling hielt, dauerhaft in einer Wohnung zu leben, war für ihn nach sechs Jahren im Zwinger einfach nur NEU!

Und Besuch zu erhalten, in ein Restaurant zu gehen oder einfach mal allein zu bleiben, alles immer ein Versuch. Und so durchlebten wir die erste Zeit wie alle Hunde/Mensch-Paare einen Kennenlernprozess mit vielen Höhen und Tiefs.

Warum ist unser Bond nicht wie andere Fellnasen?

Lange bevor Bond bei uns eingezogen ist, fingen wir an, uns Wissen über das Leben mit Hund und speziell über das rassespezifische Verhalten eines Labradors, anzueignen. Ich würde sagen, wir waren nicht blauäugig und doch wurden wir jeden Tag überrascht.

Die Zollhunde werden zu unabhängigen Wesen erzogen, die keine allzu enge Bindung zu Menschen entwickeln sollen, damit sie sich auf ihre Arbeit konzentrieren können. Mit unseren Zuneigungsversuchen liefen wir somit erstmal komplett ins Leere und die ersten Wochen mit ihm waren ein Wagnis zwischen Nähe und Distanz.

Ein unbekanntes Terrain zu betreten, hieß auch zugleich, dass wir unserer Schnüffelnase erst einmal Zeit geben müssen, dieses mit seiner Nase zu erkunden. Das bedeutet auch bei einem Restaurantbesuch (in den ausgewählten, die wir zusammen mit ihm überhaupt betreten dürfen) – erst wird jede Wand, jedes Regal abgeschnüffelt – dann dürfen wir Platz nehmen. Bond würde sicherlich seine Inspektion auch noch gerne auf die Küchenräume ausdehnen…

Und wer ahnt schon, dass die Hunde aufgrund ihres Trainings ein Faible für Plüsch und Cotton haben? Bereits der erste Ausflug mit einer Freundin zum Essen endete mit ihrem Talisman in Form einer Katze zwischen den Zähnen unseres neuen Familienmitglieds. Gott sei Dank haben Labradore einen weichen Biss!

Die Lösung

Nach einem geschredderten Smartphone auf dem Hundespielplatz, dem zerfetzten Spielzeug eines anderen Hundes und zerkauten Gegenständen in unserer Wohnung erkannten wir, was Bond fehlte. Der Hund war mit seinem täglichen Beschäftigungsprogramm einfach immer noch unterfordert und wenn wir ihm eine Aufgabe gaben, dann musste sie mit einer Belohnung beendet werden. Ein einfaches Leckerli reicht dafür aber nicht aus. Ein wenig Recherche nach dem Arbeitsalltag von Bond brachte uns im wahrsten Sinne des Wortes auf die Spur.

Statt Streicheleinheiten und Treats brauchte Bond in Zeiten des höchsten Stresslevels einfach ein vertrautes Spielzeug. Etwas, das ihm auf bewährte und zuverlässige Art ermöglichte, Energie abzubauen. Und dafür nutzte der Zoll dieses mit einer bestimmten Technik zusammengerolltes Handtuch. Kaum konnten wir auch das richtige “Spielzeug” mit diesem Dummy aus der Tasche ziehen, stellte der Hund fest, dass wir wohl nun unsererseits genug trainiert hätten, um einen “Profiler” wie ihn zu würdigen.

Wie wird man in Taiwan eine Spürnase für Suchtmittel?

Taiwan hat 2008 ein eigenes Zucht- und Trainingszentrum für Drogenspürhunde errichtet. Seitdem erblicken in Taichung, in der Mitte des Landes, jährlich mehr als ein Dutzend Labradore das Licht der Welt- mit dem Ziel, ein Diensthund zu werden. Dann werden Pflegefamilien für die Welpen gesucht. Ungefähr drei Monate nach der Geburt können die sorgfältig ausgesuchten Pflegefamilien mit der Sozialisierung der Hunde in den Haushalten beginnen.

Während dieser Phase kehren die Hunde immer wieder ins Trainingszentrum zur Ausbildung zurück. Nach 18 Monaten wird je nach gesundheitlicher Fitness und den Fähigkeiten des Hundes entschieden, ob er als Drogenspürhund eingesetzt werden kann. Die Nasenleistung eines Spürhundes muss extrem gut sein und der Jagd- und Spieltrieb ebenfalls sehr stark ausgeprägt sein. Fellnasen, die als Drogenspürhund oder andere Spezialisierungen als Diensthund nicht geeignet sind, können adoptiert werden. Laut Zeitungsberichten umfasst die positive Qualifizierungsrate 23 % der Hunde.

Der Alltag eines Drogenspürhundes

Auch die Suchhunde haben einen geregelten Arbeitsalltag mit kurzen Einsätzen und anschließenden Ruhezeiten. Am Ende eines Einsatzes steht das Training mit einer Handtuchrolle, quasi als Belohnung für die geleistete Arbeit und um die Anspannung, während der für den Hund anstrengenden Sucharbeit abbauen zu können. In Taiwan helfen die Hunde an den Seehäfen, an den Flughäfen und des Postlagern Straftaten aufzudecken und illegale Einfuhren zu stoppen. Im Vergleich zu uns Menschen umfasst die Nase das 50fache an Riechzellen und ist das Sinnesorgan schlechthin für den Orientierung unseres Vierbeiners.

Der Altersruhesitz

Die ersten sechs Monate mit Bond waren unsere Probezeit. Jeden Monat kamen die Zollbeamten zu uns, gaben das Futter für den Hund ab und besprachen mit uns die Eingewöhnung des Hundes. Die ersten Besuche wusste Bond nicht einzuordnen und wollte gleich wieder zurück nach Taichung. Und wir waren genauso aufgelöst aufgrund der Reaktion des Tieres auf seine bisherigen Betreuer. Mit jedem Besuch wurde er entspannter und wir mit unserer Entscheidung, uns bis zu seinem letzten Atemzug um ihn zu kümmern, immer sicherer.

Der Tag der Adoption rückte näher. Für diesen ganz besonderen Tag bekam Bond extra ein Halsband mit Namensgravur und eine rote Fliege-:). Beides lässt sich wunderbar zum nächsten chinesischen Neujahrsfest oder zur Geburtstagsfeier wieder tragen.

Bond und sein neues Halsband mit Namensgravur

Was kannst du hier zukünftig erfahren?

Nach neun Monaten gemeinsame Zeit sind wir mit unserem Hund ein Team geworden und haben bereits viele Orte zusammen entdeckt. Was Bond so von Taiwan erschnüffelt, darüber berichte ich in Kürze an dieser Stelle in diesen Beiträgen:

  • Ins Restaurant mit Hund– warum das in Taiwan keine Selbstverständlichkeit ist und wir Weihnachten unser Menü von Einweggeschirr essen mussten, erfährst du in meinem nächsten Blogartikel
  • Wie komme ich von A nach B mit dem Hund? Wie ich mit Bond Taipei erkunde, wenn wir nicht nur zwei Beine und vier Pfoten nutzen-
  • Wenn der Postbote nicht dreimal klingelt und warum bei uns leere Schachteln gesammelt werden, kannst du in Kürze lesen im Beitrag Sinnvolle Beschäftigung eines pensionierten Zollhundes – draußen und drinnen
  • Die Hundespielplätze in Taipei stellen wir in diesem Beitrag vor
  • Verreisen mit dem Hund – in Taiwan unterwegs mit Hund
  • Der Hund ist krank – und nun?
  • Hundebetreuung in Taiwan – wie finde ich eine Tagesbetreuung für den Hund?
  • DogSPA und Hundemode
  • Haustiermesse

Aktuelles

Jetzt gibt es nicht nur etwas zu lesen, sondern auch ein Hörerlebnis mit Hund. Seit November dürfen Bond und ich (okay, mehr ich, als der Hund) über unsere Mensch-Hund-Beziehung in einem Podcast berichten. Das deutschsprachige Programm von Radio Taiwan International sendet alle 14- Tage unter der Rubrik “Gesellschaft” in der Beitragsreihe “Tierisch unterwegs in Taiwan” unsere Erlebnisse und wie wir Land und Leute erleben. Hört doch mal rein!

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